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17.10.2008
Ein Perlentreffen der besonderen Art: Perlenmesse 2015
Es ist Donnerstag, der 20.8.2015. Ich kann vor Aufregung nicht schlafen und warte
auf das Klingeln des Weckers. Da. Endlich. Sechs Uhr früh, los geht‘s!
Nachdem meine Kinder im Kindergarten sind, packe ich das Auto. Es regnet,
doch das kann mir die Laune nicht verderben. Jede Menge Kartons mit Anleitungsheften,
Perlentieren und Standmaterial müssen in den Kofferraum unseres erstaunlich
geräumigen Skoda Fabia. Als letztes packe ich noch meinen Ehegatten ein und dann
fahren wir zu meiner Freundin und diesjährigen Mitausstellerin Isabel.
Noch einmal spiele ich Tetris im Kofferraum. Und nun sitzen wir tatsächlich alle
im Auto und fahren nach Hamburg, wo wir auf der „Beader‘s Best“ Perlenkunstmesse
ausstellen und verkaufen werden. Für mich ist es das dritte und letzte Jahr und
in meinem Bauch macht sich eine Mischung aus Vorfreude und Wehmut breit.
Am Nachmittag treffen wir in Hamburg ein. Das Hotel ist zweckmäßig und wir kennen
es schon aus den letzten Jahren. Der Speisesaal ruft Erinnerungen wach an die letzten
Jahre - während wir im ersten Jahr noch eher spontan und zufällig gemeinsam hier
gegessen hatten, werden wir dieses Jahr eine ganze Horde an Perlenbastlern sein,
die sich Freitag und Samstag Abend zum Schwatzen, Ideen und Perlen austauschen
und zum „gemeinsam perlenverrückt sein“ trifft.
Freitag früh stößt Rebecca zu uns, die ebenfalls mit ausstellen wird, und wir
bringen alle wichtigen Sachen zur Messehalle Schnelsen. Es dauert lange, den Stand
aufzubauen, doch die Vorfreude lässt die Zeit verfliegen. An der Ecke des Standes
präsentiere ich meine diesjährigen Neuheiten, die kleinen „Small-Head-Dolls“, für
die ich Anleitungen verkaufe.
Neben mir baut Isabel ihre weißen Ständer auf, an
denen die süßesten Perlen und Accessoires aus Fimo hängen. Neben filigranen
Schmetterlingsflügeln, bunten Seepferdchenflossen und Schildkröten-Panzer-Perlen
bietet sie gemusterte Federn, gedrillte Hörner und allerlei Kleinigkeiten an.
Zu meiner anderen Seite baut Rebecca ihre Dioramen und Terrarien auf. Neben
einem Baumstumpf voller Fabelwesen und einer Meereswelt mit bunten Unterwassertieren
darf natürlich das Vogelspinnen-Terrarium nicht fehlen. Auch sie verkauft
ihre Anleitungen in Heften.
An einem Perlenbäumchen hängen viele kleine Kolibris. Sie sind Teil eines
Wettbewerbs, den Rebecca im Vorfeld ausgerufen hatte: Eine kleine Anzahl an
Teilnehmern konnte ihre Kolibri-Anleitung in 15/0er-Perlen nachfädeln und das
Ergebnis einsenden und die Besucher der Messe können nun abstimmen, welches
der schönste ist.
Bereits am späten Nachmittag dürfen die Gäste die Messe betreten. Wir sind
fertig und warten aufgeregt hinter unserem Stand. Auf einmal ist es soweit:
Wir werden in Gespräche verwickelt, verkaufen, beraten, erklären, lachen und
schwatzen. Die drei Stunden bis zur Schließung vergehen schnell und ich bin
erschöpft. Zum Einkaufen bin ich selbst noch gar nicht gekommen. Wie freue
ich mich auf das gemütliche Beisammensein im Hotel!
Samstags kommen die Besucher in Wellen. Es sind deutlich weniger, als in den
letzten Jahren, aber das macht es angenehmer. Es wird weniger gedrängelt und
ich kann mich besser unterhalten. Altbekannte und neue Gesichter aus der Reihe
der Forenmitglieder des Forums von Perlentiere.com tauchen auf. Die Freude ist
groß, wenn man sich trifft. Immer wieder werden Entdeckungen ausgetauscht,
neue Perlen herumgezeigt und das nächste Fädelprojekt besprochen. Mir schwirrt
der Kopf, aber ich bin glücklich.
Samstag Abend treffen wir uns als große Meute im Restaurant des Hotels.
Es wird nahtlos dort angeknüpft, wo wir auf der Messe aufgehört hatten:
Perlenwerke werden herumgereicht und entlocken das ein oder andere „Ah“ und
„Oh“. Nach und nach lichten sich die Reihen, doch einige bleiben bis spät in
die Nacht. Es ist einfach zu schön und zu selten, sich so zu begegnen!
Am Sonntag ist der Besucherandrang… sagen wir mal: geringer. Ich komme nun auch
dazu, selbst über die Messe zu schlendern und ein bisschen einkaufen zu gehen.
Aus „ein bisschen“ wird schnell „ein bisschen mehr“…
Einer unserer Lieblings-Stände: Traumperle. Michael lässt sich gern auf ein Schwätzchen ein und erklärt, welche Rocailles es neu im Sortiment gibt und welche es wohl bald nicht mehr geben wird.
Am Nachmittag findet erneut die Perlenkunst-Modenschau statt, bei der die Werke
der Gewinner des „International Bead Award“ und andere Kunstwerke vorgeführt
werden. Wie es sich für eine Modenschau gehört, werden hier vor allem pompöse
Werke gezeigt, deren Alltagstauglichkeit fraglich ist - die aber dennoch imposant
sind.
Bei meinen Shopping-Trips fühle ich mich plötzlich völlig überfordert.
Habe ich diese Rocailles schon, oder nicht? Ach, ich nehme sie mal
sicherheitshalber mit. Ui, diese Farbkombi könnte bei einem neuen Drachen
super aussehen. Das wäre dann Punkt 427 auf meiner To-Do-Liste. Hm… Trotzdem
kaufen? Na klar! Wo ist mein Verstand? Ich glaube, irgendwo bei meinem Gehirn,
drei Stände weiter zurück…
Sonntag Abend fühlen sich meine Füße an wie zertretene Pfannkuchen. Ich bin
müde und heiser, meine Schultern rufen „Massage!“, müssen aber zunächst noch
meinen Rücken und den Rest von mir beim Abbau unterstützen. Als auch der letzte
Besucher die Messe verlassen hat, packen wir ein, was wir noch vor zwei Tagen
so kunstvoll aufgestellt hatten. Die Kartons wandern wieder nach dem
Tetris-Prinzip in den Kofferraum und ein letztes Mal treffen wir uns in kleiner
Runde im Hotelrestaurant. Ich bin noch immer aufgeregt, wie im Rausch und
gleichzeitig völlig erschlagen von all den Eindrücken.
Isabel, mein Mann und ich verabschieden uns. Von neuen Freunden. Von Rebecca,
mit der das Wochenende so schön war. Vom Perlenfieber und Kaufrausch. Auf der
Heimfahrt überkommt mich ein Gefühl von Wehmut. Es ist ein Abschied auf lange
Zeit.
Ich schreibe diesen Artikel drei Wochen nach der Messe und kann euch dieses Mal
aber nicht mit den Worten verabschieden „bis zum nächsten Mal“, denn für mich
wird es als Aussteller vorläufig keine Perlenmesse geben. Vielleicht sehen wir
uns aber als Besucher bald wieder. Oder auf einem Perlentreffen.
Man weiß ja nie…
Für weitere Fotos, Stände etc. könnt ihr den Bericht auch in der HeartBead nachlesen.